Matthias Stach: „Bin bei keinem Vortrag gegangen“

Seit 2015 moderiert Matthias Stach den Internationalen DTB Tenniskongress und teilt sich dabei mit Tennisgrößen wie Boris Becker und Günter Bresnik die Bühne. Nie habe er dabei auch nur eine Sekunde lang daran gedacht, bei einem Vortrag frühzeitig gehen zu wollen. Was die Inhalte beim Internationalen DTB Tenniskongress so spannend macht, verrät uns der 59-Jährige im Interview.

2015 hast du das erste Mal durch den Kongress geführt. Was ist dir in Erinnerung geblieben?

Ich kann mich da gar nicht auf eine Sache festlegen. Ich erinnere mich an einen gemeinsamen Vortrag mit Boris Becker beim Internationalen DTB Tenniskongress 2019. An tolle Präsentationen von Mischa Zverev und Anna-Lena Grönefeld. Und daran, dass ich auch selbst schon referieren konnte. Das war für mich in diesem Rahmen eine andere Funktion, quasi eine Art moderierender Vortragsredner.  

Was zeichnet den Kongress für dich aus?

Vor allem der Austausch mit den Teilnehmenden. Wenn ich mich an alle Kongresse zurückerinnere, denke ich an vielen neuen Input und spannende Vorträge. Und an eine Entwicklung, die mir persönlich besonders gefallen hat.

Welche denn?

Der Deutsche Tennis Bund ist im Laufe der Jahre in der Ausrichtung des Events viel internationaler geworden. Denken wir zurück an den DTB Sommerkongress 2021 im Rahmen der Hamburg European Open. Da hat man sich die Arbeit der Italiener genauer angeschaut, die zur gleichen Zeit zehn Top-100-Spieler hatten. Als jemand, der normalerweise in Tennisdeutschland unterwegs ist, kann man dabei eine Menge mitnehmen. 

Man sollte viel öfter den Blick über den Tellerrand wagen und da ist der Internationale DTB Tenniskongress beispielhaft. Ich hoffe sehr, diese Tendenz setzt sich weiter fort.

Würdest du das Event auch besuchen, wenn du Trainer wärst und keine berufliche Verpflichtung als Moderator hättest?

Auf jeden Fall, ich kann mich in all den Jahren an praktisch keinen Vortrag erinnern, bei dem ich aus Interessenlosigkeit mal hätte ‚schwänzen‘ wollen. Generell sorgt das Event immer wieder für Highlights. Leute, die sonst weniger häufig beziehungsweise öffentlich Einblicke in ihre Arbeit geben, tun das beim ITK.

Inhalte wie neue Trainingsformen und Entwicklungen in der Athlethenausbildung brauchst du am Kommentatorenplatz weniger. Was lernst du für dich persönlich? 

Auch die neusten Entwicklungen in der Trainerbranche helfen mir in meiner Berichterstattung. Ich habe immer noch diesen Wissensdurst, weil mich der Tennissport und dessen permanente Weiterentwicklung interessiert. Mir ist es lieber, ich habe zu viele Informationen als zu wenige. 

Dazu sind die Kongresse eine perfekte Plattform, um neue Kontakte zu knüpfen.

Vor ein paar Wochen haben wir mit Günter Bresnik gesprochen. Der Österreicher sagte uns, du seist für ihn der perfekte Partner, weil er dich schon lange kennt. Hilft dir die Nähe zu den Protagonisten oder bedarf es als Journalist einer gewissen Distanz?

Zu dem Thema mache ich mir viele Gedanken. Ich versuche immer den Sportler oder andere Protagonisten gerecht zu behandeln. Das steckt in mir drin, weil ich selbst mal einigermaßen den Schläger geschwungen habe, auch wenn das aus der Sicht eines Journalisten vielleicht nicht ganz richtig ist. Dennoch bin ich kritisch, wenn ein Spieler schlecht spielt oder sich danebenbenimmt. Das war ich bei Becker, Stich und Haas und bin es auch heute noch – auch wenn ich diejenige oder denjenigen gut kenne.

Ich brauche aber nicht mehr damit anzufangen, irgendwen zu Siezen, nur damit ich Distanz vermittle – das nimmt mir keiner ab. Außerdem ist der Austausch mit den Akteuren für meine Art zu kommentieren und zu moderieren alternativlos.

„On Air“ geht dein Blick immer in Richtung Spitzensport. Beobachtest du dennoch die Entwicklungen an der Basis?

Natürlich, sehr intensiv sogar. Ich habe ja nach wie vor mit einigen Clubs und Verbänden zu tun, die das Fundament unserer Sportart sind. So gibt es zum Beispiel im Rahmen meiner Vorträge immer wieder einen sehr intensiven Austausch. In dem Bereich Breitensport muss viel getan werden, damit der Tennissport auch über Jahre interessant bleibt. Ich beobachte da total viele Veränderungen. Nehmen wir alleine die Trainer, die mittlerweile auch Manager sind. 

Ja, Trainer übernehmen viele Funktionen. Kannst du dich noch an Trainer erinnern, die dir besonders geholfen haben?

Ich habe einige Zeit in Kelkheim mit Thomas Muster in einer Mannschaft gespielt. Das Training mit ihm hat mir sehr geholfen und wir haben damals viel miteinander trainiert. Auch seine Präsenz auf der Bank war hilfreich. Er hat mich immer motiviert, alles zu geben.

Zur Jugendzeit war es zum Beispiel ein späterer Mannschaftskollege, Stefan Zielen, mit dem es zunächst einmal unheimlich viel Spaß gemacht hat zu trainieren. Das war mir auch bei meinen Kindern am wichtigsten: Mit welcher Laune kommen sie vom Training?

Du sprichst das Kinder- und Jugendtraining an. Warum?

Für mich wird zu häufig nur über Profi-Coaches gesprochen. Gleichzeitig wird die Bedeutung von Kinder- und Jugendtraining total unterschätzt. Es ist doch so: Nur wenn du in der Kindheit einen Trainer hast, der dich motiviert und bei dem du Spaß hast, bleibst du eventuell bei diesem herrlichen Sport am Ball. Zumal das Konkurrenzangebot extrem umfangreich daherkommt. 

Was zeichnet für dich den perfekten Trainer aus?

Empathie ist entscheidend. Der Spieler muss merken, dass der Trainer nur das Beste für ihn will, ihn unterstützt und sich Mühe gibt. Dann ist es auch völlig okay, wenn es mal einen auf den Deckel gibt oder Strafläufe anstehen. Das Gesamtpaket muss einfach stimmen.

Interview: Leon Elfers

Aufgepasst: Frühentschlossene profitieren noch bis zum 31. August von einem vergünstigten Preis von 275 Euro (danach 295 Euro). Im Ticket ist nicht nur der Zugang zum Gelände und zu Vorträgen enthalten. Die Teilnahme gilt auch als Lizenzverlängerung für alle DTB C-/ B- und A-Lizenz-Trainer:innen.

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