Internationaler DTB Tenniskongress: Athletiktraining wie die Davis Cup Mannschaft

Carlo Thränhardt ist Athletik- und Mentalcoach der deutschen Davis Cup Mannschaft. Im Interview spricht der ehemalige Weltklasse-Hochspringer über seine Funktion im Team und darüber, warum die physische und psychische Arbeit so wichtig ist.

Seit 2015 bist du Athletik- und Mentalcoach der deutschen Davis Cup-Mannschaft. Was gehört zu deinen Aufgaben?

Ich bin im Davis Cup Team dafür verantwortlich, dass die nominierten Spieler in der bestmöglichen physischen und psychischen Verfassung sind.

Dafür hast du aber nicht viel Zeit. Ist das trotzdem gut zu schaffen?

Uns bleiben meist nur drei, vier Tage. Aber die Jungs sind gestandene Profis. Die wissen, wie und was sie trainieren müssen. In meiner Rolle geht es dann hauptsächlich um den Dialog. Nur so kann ich feststellen, wie wir das Training in der Davis Cup-Woche steuern.

Wie sieht dein Training konkret aus?

Zunächst bin ich bei den Tennistrainings dabei und achte auf verschiedene Dinge wie Körperspannung, Beinarbeit oder Muskelkontraktion. Je nachdem was mir in diesen Sessions auffällt, arbeite ich in individuellen Einheiten mit den Spielern daran.  

Vor dem Tennistraining ist das vermehrt die Schnellkraft, nach dem Training können wir auch noch Bauch und Rücken trainieren. Ich achte darauf, dass Muskeln, die im Tennistraining vielleicht nicht so beansprucht werden, trainiert werden. So bekommt der Sportler ein gutes Gefühl.

Wie schaffst du es, dass sich die Spieler voll und ganz auf deine Methoden einlassen?

Ich kenne viele der Jungs jetzt schon sehr lange und sie vertrauen mir. Jeder Sportler ist anders und genau das macht die Aufgabe so spannend. Wichtig ist, dass man ihnen erklärt, wofür man welche Übung macht und was das später für Auswirkungen auf dem Platz haben wird.

Wie wirken sich deine Trainingsmethoden denn auf dem Platz aus?

Je schneller deine Muskeln reagieren – ob in der Bein-, Bauch- oder Rückenmuskulatur – desto besser stehst du zu den Bällen. Auch wenn es nur eine Zehntelsekunde ist, spielst du den Ball kontrollierter und akkurater als vorher. Tennis wird immer athletischer, da muss man als Spieler mithalten können.

Außerdem bist du auch als Mentalcoach für die Spieler zuständig. Wie verpackst du den mentalen Aspekt in die Woche?

Der entwickelt sich parallel dazu. Ich setzte mich jetzt nicht mit den Spielern hin und rede über mentale Stärke. Im Gegenteil, die mentale Stärke setzt sich aus der idealen Vorbereitung im Laufe der Woche zusammen. Wenn die Muskulatur im Einklang ist, ist auch die Psyche im Einklang.

Du kommst aus der Leichtathletik und bist zu deiner aktiven Zeit der beste Hochspringer der Welt gewesen. Gibt es Parallelen zum Hochsprung oder ist das Warm-Up im Tennis etwas völlig anderes?

Es gibt viele Ähnlichkeiten. Jeder Sport wird von Beginn an mit den Füßen ausgeführt. Je besser der Übergang von Füßen zu Beinen und zur unteren Rückenmuskulatur ist, desto besser bin ich in der entsprechenden Sportart. Da ist es dann egal, ob es Hochsprung oder Tennis ist.

Dennoch ist das Athletiktraining im Tennis sehr viel komplizierter, weil der.die Athlet:in jede Woche spielt. Das macht die Trainingssteuerung nicht besonders leicht.

Vom 6. Januar 2023 bis 8. Januar 2023 findet der Internationale DTB Tenniskongress presented by HEAD in München statt. Auch du bist als Referent dabei. Kannst du uns verraten, worum es in etwa gehen wird?

Natürlich werde ich Einblicke in meine Aufgaben im Davis Cup-Team geben. Aber viel wichtiger ist es für mich, konkrete Beispiele für Trainingsblöcke zu skizzieren. Ich glaube, das ist für Trainer:innen im Alltag viel relevanter.

Dazu kenne ich mittlerweile beide Seiten. Die des Trainers und die des Athleten. Im Dialog mit den Besucher:innen kann ich deshalb spannenden Input in die physische und psychische Arbeit im Sport geben.

Foto: ©​​​​​​​​​​​​​​emotion group  Thorsten Baering

Informationen zur Anmeldung und zum aktuellen Stand des Programms beim Internationalen DTB Tenniskongress presented by HEAD gibt es hier.